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Frank Bauer / Museum Frieder Burda, Baden-Baden
"Menschenbilder"
15.11.2012 - 06.01.2013

Die Ausstellung im Museum Frieder Burda bietet einen neuen, spannenden Blick auf die Sammlung Frieder Burda, in der die Darstellung des Menschen ein häufig wiederkehrendes Motiv ist. Die ausgewählten Werke greifen in unterschiedlicher Weise das Thema der Figuration auf und zeigen, wie abwechslungsreich sich die verschiedenen Künstler inhaltlich und stilistisch damit auseinandersetzen. Wie ein roter Faden zieht sich das Thema „Mensch“ durch die Ausstellung. Dabei führt die Zusammen- und Gegenüberstellung der Gemälde zu außergewöhnlichen Dialogen und überraschenden Berührungspunkten. Zu sehen sind bekannte Werke von Georg Baselitz, Gerhard Richter und Sigmar Polke, aber auch unbekanntere Arbeiten von Künstlern der jüngeren Generation wie Tim Eitel, Susanne Kühn oder Simon Pasieka, die zum Teil noch nicht gezeigt wurden.



Aus unterschiedlichen Blickwinkeln wird in den verschiedenen Ausstellungsräumen des Museums vom Menschsein erzählt und verdeutlicht, wie das Thema von Künstlern der Sammlung aufgegriffen wird und seinen Weg in individuelle Ausdrucksformen findet. Somit dokumentiert die Ausstellung auch einen akzentuierten Querschnitt durch die Kunstströmungen der vergangenen fünfzig Jahre.



Menschenmotive als Mittel zur Auslotung darstellerischer Möglichkeiten finden sich in der Malerei von Georg Baselitz und Sigmar Polke. Baselitz verhalf mit seiner Kunst ab den 1960er Jahren im westlichen Nachkriegsdeutschland zur Wiederbelebung der gegenständlichen Malerei. Mit der Umkehrung des Bildmotivs, den sogenannten Kopfbildern, in denen er die Darstellung von Inhalt und Bedeutung befreite, wurde Baselitz international bekannt. Die Ausstellung präsentiert eine Reihe von figürlichen Kopfbildern sowie Skulpturen des Künstlers. In Sigmar Polkes Werk steht vor allem das subtile Spiel mit den verwendeten Materialien und Bildvorlagen im Mittelpunkt, aus deren Vielseitigkeit heraus er seinen persönlichen geistreichen Figurenkosmos entwickelt. Gerhard Richter schlägt in seinen frühen Bildern den Weg der Figuration als deutsche Version der Pop-Art ein, indem er Fotos aus Zeitungen auf die Leinwand überträgt. Sein Frühwerk zeugt jedoch auch von einem zerstörerischen oder prozesshaften Aspekt, da Richter seine Gemälde zuweilen verändert und überarbeitet. Exemplarisch für diesen Prozess ist die berühmte Arbeit „Party“ in der Sammlung Frieder Burda. Unzufrieden mit dem vollendeten Bild, schlitzte Richter die Leinwand auf, vernähte sie mit einer groben Schnur und traktierte sie später in Anlehnung an seinen Künstlerfreund Günther Uecker mit Nägeln. Das Verdecken, Auflösen oder Auslöschen von Figürlichem findet sich auch im Werk des Österreichers Arnulf Rainer und des jungen Franzosen Marc Desgrandchamps, von denen exemplarische Arbeiten zu sehen sind.



Figuration, die in erster Linie eine inhaltliche Aussage vermitteln soll, veranschaulichen die Arbeiten von Eugen Schönebeck oder Markus Lüpertz. Schönebecks flächige, in bunten Farben gehaltene Porträts kommunistischer Persönlichkeiten wie „Mao Tse-Tung“oder „Majakowski“ stehen zum einen für die Kunstströmung der Pop-Art, sind in ihrer Art als Heldenbild aber vor allem Ausdruck der politischen Haltung des Künstlers. Markus Lüpertz vereint in dem Triptychon „Zyklop I, II, III – dithyrambisch“ verschiedene Bedeutungsebenen, wie durch die Motivwiederholung den Verweis auf Nietzsches Hymnen auf den antiken Gott Dionysos oder durch die militärisch anmutende Montur des „Zyklopen“ auf die schwierigen Aspekte der deutschen Geschichte. Zugleich aber unterstreicht Lüpertz mit der auffällig pompösen Darstellung, dass Malerei ihr eigentliches Leben diesseits der Motive entfaltet.



Das Menschenbild in der Kunst wirft auch gesellschaftliche oder emotionale Fragen auf. So konzentrieren sich die figurativen, fotorealistischen Positionen der jüngeren Künstlergeneration eher auf Aspekte des menschlichen Seins. Es sind atmosphärisch aufgeladene Stimmungsbilder, die Situationen des gemeinsamen Erlebens einfangen. Sie erzählen von Freundschaft, Freiheit und dem Erleben der Natur, so wie Tim Eitel in seinem romantischen Bild „Abend“ eine junge Frau durch die Landschaft streifen lässt. Dieser der Jugend überlassenen Traumwelt steht eine Werkgruppe gegenüber, deren Bildgeschichten im Privaten, Häuslichen stattfinden. Dazu gehören Susanne Kühns starre Architekturkulissen, aber auch die Bilder Almut Heises, die Erinnerungen an die beklemmend enge Welt des biederen Bürgertums wachrufen oder Momente der Einsamkeit einfrieren. Menschen in ihrem Arbeitsumfeld, gefangen oder frei, visualisieren Eberhard Havekost und Heribert C. Ottersbach in ihren Darstellungen internationaler Börsenparketts oder Karin Kneffels Fischerszenen.



Die abschließende Gruppe bilden Fotografie und Videokunst mit Arbeiten von Gregory Crewdson und Bill Viola. Beide Künstler thematisieren in ihren Inszenierungen die Verstörung und Melancholie bringenden dunklen Seiten im Menschenleben, indem sie mit aufwendigen und sehr raffinierten Mitteln beim Betrachter Gefühle der Einsamkeit und Frustration auslösen.



Die ausgestellten Werke aus der Sammlung Frieder Burda spiegeln in ihrer Vielschichtigkeit alle Facetten des Menschseins, sie berichten vor allem aber auch von Frieder Burdas sammlerischer Passion, seiner Faszination an Farben und den emotionalen Ausdrucksqualitäten von Malerei.

http://www.museum-frieder-burda.de/Ausstellungen.9.0.html

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