Vittorio Gui

Vita

1967 geboren in Bologna (I)

Ausstellungen

2000 Daniela Facchinato Gallery, Bologna (I) 2001 Daniela Facchinato Gallery, Bologna (I) Galerie Voss, Düsseldorf (D) 2003 Junge Kunst, Wolfsburg (D) Studio G7, Bologna (I) 2004 Quadriennale di Roma, Turin (I) 2005 "Frozen moments" Galerie Voss, Düsseldorf "Ex Voto", Chiesa di San Gallo (Venedig Biennale, Padiglione Italia) 2006 “BonOmnia”, Palazzo Fava, Bologna (I) Museo della Permanente di Milano, La Bellezza, (I) Premio Michetti 2006 Museo d’arte contemporanea palazzo Ducale di Pavullo Flowers, il fiore nell’arte contemporanea Seit 2002 Teilnahme an internationalen Kunstmessen Arte Fiera, Bologna (I) MiArt, Milano (I) Artissima, Turin (I) Art Brussels (B) Art Frankfurt (D) Art Cologne (D)

Aktuelle Ausstellungen

Literatur

„Nur eine Hälfte der Welt ist sichtbar, die andere unsichtbar“ Li Xiao Ming lehrt den Taoismus. Ihm ist dieser Satz zugeschrieben. Dieser Lehre folgt seit 1995 der italienische Fotograf Vittorio Gui. Mit diesem Satz begann für Vittorio Gui die Suche nach Motiven aus einer Welt, die für ihn in den Hügeln oberhalb Bolognas liegt. Dort lebt er zurückgezogen im Einklang mit der Natur. Fotografie ist für Vittorio Gui ein meditativer Augenblick, ein „frozen moment“ in einer Sequenz unendlicher Zeitabfolgen. Der Fotograf möchte mit seinen Fotowerken nicht erzählen, nicht amüsieren und auch nicht schockieren. Ihm geht es um das „Innehalten“, das Verweilen, sich einzulassen auf ein höchst unspektakuläres Bild, dessen ästhetische Ausstrahlung uns in den Bann zieht. Sein Bestreben ist es, den Betrachter zur Ruhe kommen zu lassen und ihm zu vermitteln, dass nicht alles, was wir sehen, der Realität entspricht. Es ist der Blick dahinter. Eine Feder ist bei ihm keine Feder, sondern bildet Landschaften, Meereswogen, Ansichten, Aufsichten, fragiles Etwas mit unendlichen Möglichkeiten. Das Weiß der Feder hebt sich vor dem Blau, dem Rot, dem Gelb des Untergrundes, des Papieres ab und verspricht neue Erkenntnisse. Als Sohn eines Fotografen ist er mit der Kamera aufgewachsen. Sie ist für ihn ein vertrautes Medium von Kindesbeinen an. Jedoch riet sein Vater, der Pressefotograf war, dem Sohn dringend vom Beruf des Fotografen ab. Die ersten Fotos, die er aus einem Instinkt heraus schoss, hatten die Tiere aus seiner häuslichen Umgebung zum Motiv. Er fotografierte sie jedoch nicht in ihrem natürlichen Umfeld, sondern inszenierte sie in einem von ihm bestimmten Umraum. Jedoch als er das erste Foto nach seinen Vorstellungen entwickelte, war für ihn klar, dass dies so außergewöhnlich ist, dass er damit an die Öffentlichkeit gehen musste. Und er wusste, dass er seinen Beruf gefunden hatte. Selbstbewusst ging er in eine noch junge Galerie in Bologna und wurde sofort ausgestellt. Daniela Facchinato erkannte das besondere Talent des jungen Mannes. Auf der Kunstmesse in Bologna wurden seine Arbeiten sofort erfolgreich präsentiert. Die Galerie Voss aus Düsseldorf übernahm spontan die Arbeiten und machte sie durch ihre internationalen Kunstmessenbeteiligungen einem breiten Publikum zugänglich. Moderate Preise führten dazu, dass auch der kommerzielle Erfolg nicht lange auf sich warten ließ. Und sein Geheimnis? Es gibt kein Geheimnis um diese Fotografie. Blumen sprechen jeden an, vor allem ihre Blüten. Die Schönheit der Blüten, auf schwarzes Papier gebannt, in verwaschenen und gleichzeitig wieder scharfen Konturen festgehalten, losgelöst aus jedem realen Kontext, hinein gehoben in einen neuen künstlerischen Umraum, verstärkt die Wirkung dieser nicht eben kleinen Werke. Seine Fotos schützt Vittorio Gui vor Verfälschung und Interpretation, indem er sie in Rahmen setzt, die wie eine zweite Haut das Kunstwerk vervollkommnen. Diese Rahmen sind mächtig, aus Holz, pechschwarz lackiert und geben vielleicht gerade wegen ihres Volumens dem fragilen Foto Schutz. Indem der Künstler sein Werk so behütet weiß, kann er es vertrauensvoll an den Kunstliebhaber weitergeben. Auch wenn mancher gerne nur das Foto haben würde. Ohne Rahmen geht gar nichts. Es sind Gesamtkunstwerke. Alle Fotografien von Vittorio Gui haben die Standardgröße von 136 x 186 cm. Das erfordert Raum. Raum und Distanz zwischen Betrachter und Bild. Diese Distanz braucht der Betrachter, um das Konzentrat des Bildsujets, in tiefes Schwarz getaucht, als lichte Bildinsel nach vorne gebracht, wirken zu lassen. Das zarte Objekt wirkt erhaben und wird dadurch unvergleichlich. Neben der klassischen Schwarz-weiß-Fotografie gibt es auch Abwandlungen in weiß-weiß oder lila-lila. Jede Form wirkt durch die andere Farbgebung geheimnisvoller oder offener, meditativer oder aber einfach nur als hinreißender Hingucker, an dem sich die Sinne laben. Blumen, so sagt Vittorio Gui, halten still. Sie bewegen sich nicht und durch ihre Unbeweglichkeit fördern sie die Konzentration. Die Wiedergabe des Blütenkopfes als Bild ist für ihn, der in der Lehre des Taoismus seine seelische Heimat gefunden hat, keine Abbildung sondern konzentrierte Energie. Quasi das innere Auge als Blüte und das Schwarz oder Weiß als Reflexionswand. Niemals, so sagt er, würde er Menschen abbilden wollen. Der Mensch wäre dann, seiner Meinung nach, Gegenstand des Werkes, für ihn ist aber das Werk der Gegenstand seiner eigenen Philosophie. Das fotografische Werk Vittorio Guis existiert erst seit dem Jahr 2000. In dieser kurzen Zeit hat er sich einen internationalen Namen gemacht, seine Fotografie stellt einen wichtigen Beitrag zum aktuellen ästhetischen Diskurs dar. Marianne Hoffmann