Die Ausstellung zeigt Arbeiten aus den Serien "BIG WIGS" und "SWEETS". Das überspannende Thema in Richels Arbeiten ist die frühe amerikanische Geschichte und ebenso wie ihre Vorgänger sind diese Historienmalereien mit höchst aktuellen Inhalten aufgeladen. Sie wollen offensichtlich nicht nur alternative Vorstellungen der Staatsgründung zu zeigen, vielmehr sind sie eine bissige Stellungnahme gegenüber der Lage der heutigen Nation. Richels Serie "Big Wigs" verzichtet darauf, bekannte Figuren zu portraitieren, doch macht sie sich die aufwendigen stilistischen Mittel der historischen Portraitkunst zu eigen. Obwohl wir die Männer im Einzelnen nicht wiedererkennen, wird uns ihre Bedeutung durch die Wahl der formalen Mittel unmissverständlich kommuniziert: die steifen Uniformen, die selbstherrliche Körperhaltung, der geschnitzte oder goldverzierte Rahmen. Und natürlich die Perücken. Obwohl die Großen Perücken nur in der Theorie existieren - im Amerikanischen gelten wichtige Persönlichkeiten als big wigs - waren Perücken in Amerika einst Ausdruck von sozialem und politischem Status. In Richels satirischen Malereien wird jener Machtindikator nun verspottet und dekonstruiert. Die Männer und ihre Perücken werden übervölkert von Vögeln (und dem, was sie hinterlassen), sind wie Eulen geformt, von Blumen umwunden, die aussehen, als würden sie direkt dem Haar entspringen oder stehen lodernd in Flammen. Was auch immer mit den Perücken passiert, nie scheinen ihre Träger die Haltung zu verlieren; stets darauf bedacht, mit ihrem ernsten Gesicht den Schein der eigenen Bedeutung zu wahren, wirken sie unberührt angesichts der Gefahr, die über ihren Köpfen schwebt. Obwohl die Portraits einen gewissen Grad an Humor zeigen, der verstärkt wird durch den cartoon-artigen Malstil, zwingen sie uns dennoch, die Ehrfurcht zu hinterfragen, die wir dem Portraitieren - nicht selten auf Kosten der realen Personen, die hinter den Abbildungen stehen - bedeutender Persönlichkeiten entgegenbringen. Und obwohl die Portraits einen gewissen Humor zeigen, bergen sie doch auch immer einen Grad an Gefahr angesichts der Männer, die mutwillig das ignorieren, was um sie herum geschieht und die nur damit beschäftigt sind, Haltung und vielleicht sogar auch ihren Platz in der Geschichte zu bewahren. Auf den ersten Blick scheinen die "Sweets"-Bilder eine völlig unabhängige Serie zu sein, ohne Bezug zu den geschichtlichen und politischen Kommentaren aus Richels anderen Arbeiten. Ein Tornado aus wirbelnden Doughnuts, ein Tsunami aus Weingummi und Zuckerguss, ein Globus aus den verschiedensten Küchlein, Stuckverzierungen und Kandelaber aus perfekt geformten Süßigkeiten, Kuchen und Gebäck aller Art, die sich im Wettlauf zu klebrigen Türmen aufschichten und die kleine Picknickdecke am Boden zusammenschrumpfen lassen: dies sind beschwingte Malereien, kindlich in ihrer Ausgelassenheit, geradezu verliebt in all die leckeren Dinge auf dieser Welt. Aber sobald wir uns mitten in diese klebrigen Wonnen und wundervollen Farben stürzen möchten, schrickt der Erwachsene zurück bei dem Gedanken an die Magenverstimmung, sollte er der Versuchung erliegen. Das Kind in uns sucht die sofortige Befriedigung der Kampfesgier mit dem Erwachsenen, der weiß, dass des Guten zuviel nichts Gutes nach sich ziehen wird und dass es nicht immer in unserem Interesse sein kann, jedem kleinen Verlangen sofort nachzugeben. Es drängt sich der Begriff "Geltungskonsum" auf und wir werden gewaltsam aus unserem süßen Kindertraum gerissen, zurück in die harte Realität einer Gesellschaft, die Erfolg zu einem großen Teil an seinem Konsum misst. Mit den Worten des Künstlers: "Eine fehlerhafte aber dennoch funktionierende Infrastruktur. Eine zusammengewürfelte Gesellschaft bunter Versuchungen, immer in Konkurrenz um dieselbe hierarchische Position auf der Spitze des Berges". Plötzlich erscheinen die Bilder genau so politisch und ebenso wie die Illustration der amerikanischen Geschichte wie die Big Wigs. Der Erfolg in Richels Arbeit liegt in seiner Dichte und dennoch wird keine der Arbeiten als komplett abgeschlossen präsentiert. Seine Bilder bestechen schon allein in ihrer Ästhetik, geben aber auch inhaltlich viel Raum zum Nachdenken. Jedes Stück steht eigenständig für sich selbst und ist gleichzeitig Teil eines reichhaltigen Dialogs, der in einer visuellen Sprache geführt wird, die zwar vehement auf ihre kunsthistorischen Vorgänger verweist, aber dennoch die einzigartige Kreation des Künstlers bleibt. Obwohl einige spezifische Themen durchaus auf diese Sprache zurückzuführen sind, ist Richel sehr bedacht darauf, dem Betrachter viel Raum zum Erforschen und Entwickeln der Interpretationsmöglichkeiten zu geben. Dies hat zur Folge, dass seine Malereien bei wiederholter Betrachtung immer wieder neue Sichtweisen eröffnen. Politisch aufgeladene Themen erfolgreich in Angriff zu nehmen erfordert einen Balanceakt seitens des Künstlers: Das Werk muss dem Betrachter zugänglich sein, aber dennoch seine Komplexität bewahren; es muss seine Botschaft kommunizieren und gleichzeitig zahlreiche Deutungsmöglichkeiten bereitstellen. Ein zu sanfter Umgang mit der Arbeit birgt das Risiko, dass die Botschaft nicht gehört wird. Ein härterer Ton wirkt zu schnell belehrend; ein Diktat tritt an die Stelle des ermunternden Dialogs. Justin Richel meistert diesen Akt der Balance mit großer Eleganz und erweist sich mit nie da gewesener Nachhaltigkeit als ein überaus schöpfungsfreudiger Künstler. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog
Jurriaan Molenaar | BAUHAUS + GRAUHAUS 20.04.2024 - 25.05.2024 |
Michael Tolloy | ANDROS + GYNE 17.02.2024 - 06.04.2024 |
Idowu Oluwaseun | PEDESTAL 09.12.2023 - 10.02.2024 |
SELECTION 2023 10.11.2023 - 02.12.2023 |
Harding Meyer | Audience 26.08.2023 - 04.11.2023 |
Sommerpause 11.07.2023 - 22.08.2023 |
Flávia Junqueira | Symphony of Illusions 10.06.2023 - 08.07.2023 |
Fransix Tenda Lomba | Historical Shock 22.04.2023 - 03.06.2023 |
Till Freiwald | Echo 28.01.2023 - 31.03.2023 |
SELECTION | Part 2 16.12.2022 - 21.01.2023 |
Daniel Heil | Rad des Dharma 05.11.2022 - 03.12.2022 |
Claudia Rogge | KETTE und SCHUSS 27.08.2022 - 29.10.2022 |
Éder Oliveira | Oposición 24.06.2022 - 30.07.2022 |
Fábio Baroli | Wo der Wind sich dreht 06.05.2022 - 18.06.2022 |
Frank Bauer | Bilder vom Verschwinden 12.03.2022 - 30.04.2022 |
Selection 08.02.2022 - 05.03.2022 |
Harding Meyer | known unknowns 29.10.2021 - 18.12.2021 |
Kate Waters | It takes one to know one 27.08.2021 - 23.10.2021 |
Giacomo Costa | Atmospheres 28.05.2021 - 03.07.2021 |
Idowu Oluwaseun | REVOLUTIONS PER MINUTE: a synthesis of time and sound 30.10.2020 - 12.12.2020 |
Peter Uka | Inner Frame 28.08.2020 - 24.10.2020 |
Harding Meyer | new works 05.06.2020 - 15.07.2020 |
Mary A. Kelly | Chair 14.03.2020 - 30.05.2020 |
Michael Tolloy | Solid Solidarity 17.01.2020 - 29.02.2020 |
Kate Waters | Love Shacks and other Hideouts 18.10.2019 - 09.01.2020 |
Frank Bauer | Wege in die Ungenauigkeit 30.08.2019 - 12.10.2019 |
Christian Bazant-Hegemark | Kindness of Strangers 07.06.2019 - 13.07.2019 |
Sandra Ackermann | Escape into your Reality 03.05.2019 - 01.06.2019 |
Kay Kaul | Cloudbusting 08.03.2019 - 27.04.2019 |
Jurriaan Molenaar | Fermate 18.01.2019 - 02.03.2019 |
Harding Meyer / Humanize 19.10.2018 - 12.01.2019 |
Mihoko Ogaki / Soft Landing 31.08.2018 - 13.10.2018 |
Peter Uka / Fragment of the Present Passed 13.04.2018 - 26.05.2018 |
Daniel Heil / Selbstgespräche 09.03.2018 - 07.04.2018 |
Düsseldorf Photo Weekend 2018 16.02.2018 - 18.02.2018 |
Sandra Senn / Zwischen Zwei Meeren 26.01.2018 - 03.03.2018 |
Frank Bauer / Die Gelassenheit der Dinge 17.11.2017 - 20.01.2018 |
Kate Waters / Whistling In The Dark 01.09.2017 - 11.11.2017 |
Untitled 12.07.2017 - 02.08.2017 |
Davide La Rocca / 13K ( Teil 1 ) 12.05.2017 - 27.06.2017 |
Sandra Ackermann / Lost in Nothingness 24.03.2017 - 06.05.2017 |
Claudia Rogge / CONCENTRATION 27.01.2017 - 18.03.2017 |
Christian Bazant - Hegemark / The Rise and Fall of Transformative Hopes and Expectations 11.11.2016 - 21.01.2017 |
Harding Meyer / The Others 26.08.2016 - 05.11.2016 |
Crossing Borders 03.06.2016 - 15.07.2016 |
Sandra Senn / Flüchtiges Getriebe 08.04.2016 - 21.05.2016 |
Corrado Zeni / Éloge de la fuite 27.11.2015 - 09.01.2016 |
Claudia Rogge / PerSe 16.10.2015 - 21.11.2015 |
Kate Waters // Tell it like it is 28.08.2015 - 10.10.2015 |
Visions Of Sensory Space ( by Weightless Artists Association - SPARTNIC ) 15.05.2015 - 04.07.2015 |
Sandra Ackermann / Wasteland 13.03.2015 - 02.05.2015 |
Lost Scapes 30.01.2015 - 07.03.2015 |
Christian Bazant-Hegemark / Calibrating Aesthetics 14.11.2014 - 17.01.2015 |
Frank Bauer / Back to Basics 29.08.2014 - 08.11.2014 |
Harding Meyer // recent paintings 23.05.2014 - 23.08.2014 |
Till Freiwald / memoria 11.04.2014 - 17.05.2014 |
Quadriennale Düsseldorf 2014 / Gallery Evening 05.04.2014 - 05.04.2014 |
Giacomo Costa // Traces 22.11.2013 - 11.01.2013 |
DC-Open Galleries: Matthias Danberg - Inventory by Appropriation 06.09.2013 - 16.11.2013 |
Christian Bazant-Hegemark // VOW OF SILENCE 24.05.2013 - 20.08.2013 |
Corrado Zeni // Generation Why 12.04.2013 - 18.05.2013 |
behind the Non-Colours 22.03.2013 - 06.04.2013 |
Sandra Ackermann // Running to stand still 15.02.2013 - 16.03.2013 |
Düsseldorf Photo Weekend 2013 01.02.2013 - 09.02.2013 |
Mihoko Ogaki // Star Tales - White Floating 30.11.2012 - 31.01.2013 |
Claudia Rogge / Lost in Paradise 12.10.2012 - 24.11.2012 |
Harding Meyer // features 07.09.2012 - 06.10.2012 |
Summer 2012 - Part 2 10.08.2012 - 01.09.2012 |
Summer 2012 06.07.2012 - 01.09.2012 |
Maria Friberg // The Painting Series 11.05.2012 - 23.06.2012 |
Mary A. Kelly // Father & Child 30.03.2012 - 06.05.2012 |
Maia Naveriani // Future Wolves and Chicks so far 10.02.2012 - 24.03.2012 |
Düsseldorf Photo Weekend 2012 04.02.2012 - 08.02.2012 |
Kate Waters // The Air that I breathe 09.12.2011 - 28.01.2012 |
Frank Bauer / ...den Wald vor lauter Bäumen.... 04.11.2011 - 03.12.2011 |
Claudia Rogge // Final Friday 09.09.2011 - 29.10.2011 |
Davide La Rocca - STILLS 27.05.2011 - 16.07.2011 |
Giacomo Costa // Post Natural 01.04.2011 - 21.05.2011 |
Harding Meyer - to be a real vision 18.02.2011 - 26.03.2011 |
Shannon Rankin - Disperse / Displace 03.12.2010 - 12.02.2011 |
Sandra Ackermann // I look inside you 15.10.2010 - 27.11.2010 |
Amparo Sard / AT THE IMPASSE 03.09.2010 - 09.10.2010 |
Kate Waters // The Land of Kubla Khan 11.06.2010 - 17.07.2010 |
Jurriaan Molenaar // Lessness 30.04.2010 - 05.06.2010 |
Claudia Rogge //Das Paradies der Zaungäste 05.03.2010 - 24.04.2010 |
Ivonne Thein // incredible me 22.01.2010 - 27.02.2010 |
Frank Bauer // Jet Set 27.11.2009 - 15.01.2010 |
Michael Koch // forever more 23.10.2009 - 21.11.2009 |
Masaharu Sato // SIGNS 04.09.2009 - 17.10.2009 |
Harding Meyer // blind date 19.06.2009 - 22.08.2009 |
Maria Friberg // way ahead 24.04.2009 - 13.06.2009 |
Claudia Rogge // Isolation ( aus: Segment 8 - die Blasen der Gesellschaft) 06.03.2009 - 18.04.2009 |
Claudia Rogge - Bilder der Ausstellungseröffnung 06.03.2009 - 18.04.2009 |
JoJo Tillmann // What you see is what you get 30.01.2009 - 28.02.2009 |
Sandra Ackermann // Die Wirklichkeit ist nicht die Wahrheit 21.11.2008 - 24.01.2009 |
Kate Waters - Getting used to the 21st Century 10.10.2008 - 15.11.2008 |
Mihoko Ogaki - Milky Ways 04.09.2008 - 04.10.2008 |
Sommer 2008 // Malerei 12.08.2008 - 30.08.2008 |
Silke Rehberg: Stationen 1,4,6,7,11,12,13,14 13.06.2008 - 12.07.2008 |
Maia Naveriani: At home with good ideas 09.05.2008 - 07.06.2008 |
Justin Richel: Rise and Fall 04.04.2008 - 03.05.2008 |
Davide La Rocca - Strange Object 08.02.2008 - 28.03.2008 |
Frank Bauer: AkikoAlinaAlinkaAndrew.... 30.11.2007 - 02.02.2008 |
Maria Friberg: Fallout 12.10.2007 - 24.11.2007 |
Harding Meyer / in sight 06.09.2007 - 11.10.2007 |
SUMMER '07 17.07.2007 - 01.09.2007 |
Kay Kaul - Wasserfarben 15.06.2007 - 14.07.2007 |
Sandra Ackermann - Point Blank 02.03.2007 - 28.04.2007 |
Tamara K.E.: pioneers - none of us and somewhere else 19.01.2007 - 24.02.2007 |
Till Freiwald 17.11.2006 - 13.01.2007 |
Claudia Rogge: U N I F O R M 01.09.2006 - 11.11.2006 |
Kate Waters: Killing Time 05.05.2006 - 17.06.2006 |
Katia Bourdarel: The Flesh of Fairy Tales 31.03.2006 - 29.04.2006 |
Mihoko Ogaki: vor dem anfang - nach dem ende 10.02.2006 - 18.03.2006 |
Silke Rehberg: RICOMINCIARE DAL CORPO 27.01.2006 - 26.02.2006 |
Sandra Ackermann 08.12.2005 - 15.01.2006 |
Corrado Zeni 04.12.2005 - 11.01.2006 |
Frank Bauer 18.11.2005 - 15.01.2006 |
Harding Meyer 07.10.2005 - 12.11.2005 |
AUFTAKT 02.09.2005 - 01.10.2005 |
Claudia Rogge: Rapport 17.06.2005 - 20.07.2005 |
Silke Rehberg: Schmetterlingssammlung 13.05.2005 - 11.06.2005 |
Kate Waters: Einzelausstellung in der Gallery Thomas Cohn, Sao Paulo 16.04.2005 - 20.05.2005 |
Vittorio Gui: FROZEN MOMENTS 08.04.2005 - 07.05.2005 |
Kay Kaul - ARTSCAPES 03.04.2005 - 29.05.2005 |
SEO Geheimnisvoller Blick 04.03.2005 - 02.04.2005 |
Claudia van Koolwijk im Museum Bochum 26.02.2005 - 17.04.2005 |
Corrado Zeni - Six Degrees of Separation 26.11.2004 - 15.01.2005 |
Maia Naveriani: What' s the difference between ME and YOU? 15.10.2004 - 20.11.2004 |
Tamara K.E.: MAD DONNA AND DONNA CORLEONE 03.09.2004 - 09.10.2004 |
Davide La Rocca: Real Vision Reflex 12.06.2004 - 17.07.2004 |
Kay Kaul COLLECTORSCAPES 23.04.2004 - 05.06.2004 |